Für das Hybrid-Segment „Road to Trail“ gibt es auch neues Material vom schwedischen Hersteller, und zwar den Craft Nordlite Ultra 2. Wie hat sich der Schuh auf den unterschiedlichsten Terrains geschlagen? Für welche Trainingsbereiche ist er am besten geeignet? An welchen Stellschrauben gibt es noch Optimierungsbedarf? Wir haben all das und mehr im Review für euch aufbereitet.
Über den Craft Nordlite Ultra 2
Craft definiert auf der eigenen Homepage inzwischen eine separate Schuh-Kategorie namens „Road to Trail“. Diese wird nochmals in zwei Sub-Kategorien unterteilt. Zum einen in Gravel-Schuhe, wie z.B. dem Modell Craft Xplor. Zum anderen gibt es die Linie der Hybrid-Schuhe, da finden wir dann unter anderem auch unser Testobjekt Nordlite Ultra 2 wieder. Die sog. Hybrid-Schuhe sollen „das beste aus beiden Welten“, also dem Straßenlauf- als auch dem Traillaufschuh, verbinden und vom Bürgersteig ins Gelände und zurück endlose Möglichkeiten der vielseitigen Einsetzbarkeit bieten. Grundsätzlich klingt das erst einmal nach einem super spannenden, gleichzeitig auch sehr ambitionierten, Ansatz. Denn es gilt viele spezifische Eigenschaften, von Speed und Leichtigkeit bis hin zu Stabilität, Robustheit und Grip, in einem Gesamtpaket zu vereinen. Ganz neu ist das Genre natürlich auch nicht. Viele von euch haben mit Sicherheit die Begriffe „Door to Trail“ oder „Urban Trail“ Schuh schon einmal gehört. So oder so ähnlich definieren andere Hersteller ihre eigenen Modelle eines Hybriden, der sowohl auf der Straße als auch im Gelände funktionieren soll. Der Nordlite Ultra bringt in seiner 2. Auflage ein Gewicht von circa 300 g (Mustergröße EU 42) auf die Wage. Die Sprengung von 6 mm und die Stapelhöhe von 40 mm (Ferse) bzw. 34 mm (Vorfuß) deuten aber durchaus eine gewisse Dynamik an. Im Vergleich zur 1. Modellversion, die gab es für 180,-€ zu erwerben, hat Craft die UVP beim Nordlite Ultra 2 sogar auf 170 € gesenkt.
Upper und Passform
Das Obermaterial des Nordlote Ultra 2 ist aus einem einlagigen, technischen, Mesh-Material konzipiert, welches laut Hersteller zu 50% aus recletem Polyester besteht. Für einen Schuh, der vor allem auch im Gelände zum Einsatz kommen soll, ist das Mesh vergleichsweise leicht und atmungsaktiv. Das Material fühlt sich im ersten haptischen Eindruck zwar etwas „steif“ an, der Eindruck wird aber deutlich positiver wenn man erst mal im Schuh drin steht, denn der Fuß wird gut umschlossen und sitzt auch soweit sehr bequem. Vorne an der Schuhspitze und einmal ringsum um den Zehenbereich ist das Mesh, wie bei den allermeisten Trail-Laufschuhen, auf der Innenseite verstärkt. Damit soll zusätzliche Robustheit für das Material erzeugt, und natürlich auch der Schutz für die Zehen nochmal verstärkt werden.
Ein guter Halt und angenehmer Tragekomfort auf dem Spann werden durch die ein stückweit mit der Sohle vernähte Zunge generiert. Die Zunge lässt sich dadurch nach dem „Einstieg“ in den Schuh sehr gut einmal nach oben ziehen und über die robusten Schnürsenkel auch gut fixieren, sodass auch bei langen Einheiten keine Druckstellen auf dem Spann und auch kein Verrutschen der Zunge möglich sind. Die Fersenkappe ist sehr stabil und bringt eine ausreichende Höhe mit. Ein sicherer Halt ist somit gewährleistet und mit den passenden Laufsocken mit robustem Material sollten im Nordlite Ultra 2 Blasen keinesfalls zum Thema werden. Ein weiterer positiver Aspekt zur Fersenkappe, welche im inneren Bereich eher „Slim“ mit wenig Stoff ausgestattet ist: Craft verzichtet komplett auf jedwede Übergänge und hat im oberen Bereich auch keine zusätzlichen Polsterungen angebracht. Dadurch haben Ferse und Achillessehne ausreichend Platz, sind sicher aufgehoben, und bekommen in jedem Fall nicht durch zu starken Druck oder eine (zu) dicke bzw. zu harte Materialschicht strapaziert.
Die Passform sowie das Volumen des Nordlite Ultra 2 würde ich ziemlich punktgenau bei Medium bzw. normal einordnen. Es gibt, gerade für’s Gelände, einige Modelle auf dem Markt, die vor allem im Vorfußbereich nochmal deutlich mehr Raum, sowohl in der Breite als auch im Gesamtvolumen bieten. Im Nordlite Ultra 2 sollten sich aber alle gängigen Fußbreiten sehr wohl und gut aufgehoben fühlen. Der schmalere Fuß dürfte sich über die Schnürung und die eingenähte Zunge sehr gut passgenau fixieren lassen. Während der breitere Fuß auch bei längeren Trainingseinheiten und z.B. auch im Downhill noch genug Spielraum bekommt.
Dämpfung und Grip
Für die Mittelsohle des Nordlite Ultra 2 verwendet Craft einen hauseigenen Schaum namens Cr Foam, welcher z.B. auch in den noch spezifischer für die Trails ausgerichteten Modellen Pure Trail und Pure Trail X zum Einsatz kommt. Der Cr Foam ist beileibe kein Super-Foam, auch im Hause Craft gibt es noch dynamischere Materialien mit mehr Bounce. Dennoch bietet die Mittelsohle des Nordlite Ultra 2 eine ordentliche Reaktivität und liefert auf Asphalt einen ausreichenden Dämpfungskomfort, das Ganze in Kombination mit einer hohen Stabilität. Gleichwohl besitzt der Schaum auch die nötige „Härte“ um auf festen Untergründen einem schwammigen oder gar instabilen Abrollen vorzubeugen. Der hauseigenen Materialbeschreibung von Craft, nämlich „leichte und äußerst reaktionsfreudige Mittelsohle (…) kissenweiches Laufgefühl“, würde ich insofern relativ deutlich widersprechen, denn das von Läufern oft zitierte „Laufen auf Wolken“ kann der Nordlite Ultra 2 eher nicht bieten. Wer auf der Suche nach einem super weichen und maximal gedämpften „Road To Trail“ Laufschuh ist, findet z.B. mit dem Asics Trabuco Max oder dem New Balance Hierro die entsprechenden Alternativen am Markt.
Für weichere Untergründe abseits der Straße und für’s richtige Gelände wie Single-Trails, etc., ist die Dämpfung des Nordlite Ultra 2 natürlich mehr als ausreichend. Auf allen Offroad-Terrains konnte der Schuh in unseren Tests vor allem durch seine Stabilität im Abrollverhalten als auch die Standsicherheit in unwegsamen Passagen positiv überzeugen. Vor allem Läufer, die hier und da auf den Trails gerne mal umknicken oder solche, die generell mit einer Instabilität im Bereich der Sprunggelenke zu tun haben, dürften sich im Nordlite Ultra 2 gut und sicher aufgehoben fühlen.
Abschließend noch ein Blick auf die Außensohle, welche aus dem hauseigenen Hyper-Grip Material konzipiert wurde. Leider reiht sich der Nordlite Ultra 2 nahtlos in die Phalanx unserer vorigen Craft-Testschuhe aus dem Jahr 2025 ein, und kriegt für die Außensohle das Prädikat „mangelhaft bis ungenügend“. Ausschließlich auf trockener Straße bzw. anderen trockenen Asphaltwegen besteht ein ausreichender Grip. Sobald es ins Gelände geht kommt man, auch schon trockenen Witterungsbedingungen, schnell ins Rutschen. Ich war zudem bei einigen Testläufen im Regen unterwegs, dann wird’s richtig heikel. Auf nassem Asphalt fühlt sich das Abrollen teilweise an wir Schlittschuh-Laufen und natürlich auch im Up- oder Downhill im Gelände muss man äußerst vorsichtig zu Werke gehen, weil die Sohle einfach viel zu wenig Halt und Traktion bietet. Craft hat in dem Bereich dringlichen Handlungs- und Optimierungsbedarf.
Laufgefühl
Der Nordlite Ultra 2 erinnerte mich auf den ersten Metern auf Asphalt vom Gefühl her direkt an unser zweites aktuelles Testobjekt aus dem Hause Craft, den Nordlite Tempo. Klar, andere Schuhkategorie, der Nordlite Tempo ist ein reiner Straßen-Laufschuh. Aber vor allem in Sachen Dämpfung und Stabilität sind sich beide Schuhe sehr ähnlich. Die ziemlich feste Zwischensohle beim Nordlite Ultra 2 begünstigt ein sicheres und stabiles Abrollen auf Asphalt. Man kommt mit dem Schuh gut und flüssig voran, wobei für höhere Geschwindigkeiten oder gar Tempoläufe natürlich der gewisse „Bounce“ in der Zwischensohle fehlt. Abseits der Straße gibt der Schuh viel Halt und man kann auch jegliche Geländeübergänge, also regelmäßige Wechsel zwischen unterschiedlichen Terrains, nahtlos umsetzen. In Uphill-Passagen, oder auch auf längere Anstiegen im Gelände, funktionierte der Schuh bei unseren Tests vor allem in moderatem Grundlagentempo sehr gut. Im Downhill hingegen kann man es mit dem Nordlite Ultra 2, vorausgesetzt der Untergrund ist weder feucht noch rutschig, aufgrund der hohen Stabilität der Sohle und des sicheren Stands im Schuh gerne auch mal richtig krachen lassen.
Craft Nordlite Ultra 2 - KEYFACTS
Gewicht: 252 g – Damen | 300 g – Männer (Mustergröße)
Sprengung: 6 mm (40 – 34 mm)
Kategorie: Daily Trainer | Trailrunning
Marke: Craft
Preis: 170 €
Fazit zum Craft Nordlite Ultra 2
Der Nordlite Ultra 2 hat mich, alles in allem, im Test durchaus positiv überrascht. Man merkt dem Schuh das vergleichsweise hohe Gewicht kaum an und bekommt ein wirklich sehr vielseitiges sowie stets zuverlässiges Material an den Fuß. Besonders positiv hervorzuheben sind vor allem die Stabilität abseits der Straße, als auch die reibungslose Anpassungsfähigkeit des Schuhs auf den unterschiedlichsten Terrains. Klares Minus, leider einmal mehr bei einem unserer Testschuhe aus dem Hause Craft: Der nicht vorhandene Grip auf der Außensohle. Gerade bei einem Schuh, der nicht nur auf der Straße gelaufen werden will und soll, fällt dieses markante Defizit leider noch stärker ins Gewicht. Da sich das Problem mit dem Grip bei den ganz vielen Modellen von Craft bemerkbar macht, bleibt die Hoffnung dass der Hersteller sich der Sache annimmt, auf Ursachenforschung geht und vor allem natürlich für künftige Modelle ein deutlich „griffigeres“ Upgrade auf die Sohlen bringt.
Unter dem Strich ist der Nordlite Ultra 2 aufgrund seiner Versatilität auf allen Terrains sowie seiner vielen positiven Eigenschaften in jedem Fall eine spannende Alternative für alle, die sich gerade nach einer Ergänzung ihres Schuhregals im Bereich „Door to Trail“ bzw. „Urban Trail“ bzw. „Hybrid“, umsehen. Die UVP von 170,-€ erscheint dabei ziemlich marktgerecht.
Weitere Craft Laufschuhe
Der Nordlite Ultra 2 wurde uns von Craft kostenfrei zur Verfügung gestellt, dies hatte keinen Einfluss auf den Inhalt des Artikels.
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