Der schwedische Hersteller Craft ergänzt seine „Nordlite“-Serie um ein weiteres Straßen-Modell und stellt dem Carbon-Racer „Nordlite Speed“ nun mit dem neuen „Nordlite Tempo“ einen facettenreichen Trainingsschuh an die Seite. Wie sich der Nordlite Tempo in unserem Test geschlagen hat, erfahrt ihr im folgenden Review.
Über den Craft Nordlite Tempo
Die Straßenlaufschuh-Modelle aus Craft’s Nordlite-Serie sind im Segment Racing- bzw. Tempo-Trainer anzusiedeln. Der im Frühjahr 2025 erstmals aufgelegte „Nordlite Tempo“ soll die Rolle des Tempo-Trainers einnehmen, der zwar viel Stabilität und einiges an Komfort mitbringt, jedoch in Form eines PEBA-Anteils in der Zwischensohle auch durchaus reaktiv und agil sein soll. In der Mustergröße bringt er ca. 274 Gramm auf die Waage. Die Sprengung beträgt 6 Millimeter, bei einer Standhöhe von 40mm im Bereich der Ferse und 34mm auf dem Vorfuß. Neben der Nordlite-Serie stehen, als klassische Straßen-Laufschuhe, bei Craft die Modelle Pacer und Endurance im Regal.
Upper und Passform
Für’s Obermaterial des Nordlite Tempo verwendet Craft ein sehr leichtes, eher dünnes, und damit einhergehend auch sehr atmungsaktives, Mesh-Material. Das Mesh setzt sich laut Hersteller übrigens zu 50% aus Polyester und zu 50% aus recyletem Polyester zusammen. Craft geht hier beim Upper konzeptionell relativ offensichtlich in Richtung Leichtigkeit, Durchlässigkeit und Atmungsaktivität. Im Gesamten also eine Upper-Konzeption, die wir bereits von anderen Tempo-Trainern, wie z.B. dem New Balance Rebel, kennen. Es trägt sich angenehm am Fuß und ermöglicht, gerade jetzt in den warmen Sommermonaten, eine gute Luft-Zirkulation.
In Sachen Passform fällt der Nordlite Tempo eher schmal aus. Mein relativ breiter Fuß könnte tendenziell etwas mehr Breite und Volumen gebrauchen, allerdings hat der Platz bei allen Lauf-Distanzen bis 30 Kilometer noch ausgereicht. Wobei ich dann vor allem am Fußballen und am großen Zeh schon ein latentes Drücken und eine Reibung zwischen Fuß und Material spüren konnte. Fazit hier: Schmale und normal breite Füße werden sich im Nordlite Tempo sicher verpackt und sehr wohl fühlen. Für extrem breite Füße gilt: Es gibt mit Sicherheit einige Tempo-Trainer am Markt, die besser passen, weil sie mit etwas mehr Breite und Volumen im Vorfußbereich ausgestattet sind.
Ein bauliches Detail ist uns noch besonders ins Auge gestochen, und zwar die Fersenkappe. Auch hier verwendet Craft, wie beim restlichen Upper, sehr wenig Material. Hierdurch entstehen zwar per se keine Nachteile für Stabilität und Halt in der Fersenpartie. Im oberen inneren Bereich der Fersenkappe ist allerdings ringsum eine Art „Wulst“ mit etwas verstärktem Material integriert. Diese Stelle fühlte sich bei den ersten Testläufen direkt ziemlich komisch an und sorgte auch für ein latentes Rutschgefühl sowie damit einhergehend natürlich die Angst, sich hier die Ferse aufzureiben. Mit mehrmaligen Adjustieren vor den Laufeinheiten und ziemlich akuratem, weil sehr festen, Schnüren, konnte eine Blasenbildung präventiv verhindert werden. Empfehlung unsererseits: Bitte gut auf die Schnürung achten und im Nordlite Tempo vor allem auch robuste, im Fersenbereich ausreichend gepolsterte, Laufsocken tragen.
Dämpfung und Grip
In der Zwischensohle, dem Maschinenraum eines jeden Laufschuhs, verwendet Craft beim Nordlite Tempo den hauseigenen Cr Foam Pro Schaum. Der besteht aus Supercritical-EVA und enthält, im Sinne einer erhöhten Reaktivität, einen 15%-Anteil aus PEBA-Material. Klingt auf dem Papier zunächst einmal nach einer ziemlich bekannten Konzeption für einen Tempo-Trainer der aktuellen Laufschuh-Generation. Man bemerkt aber direkt auf den ersten Testkilometern, dass sich der Nordlite Tempo im Dämpfungsverhalten relativ stark von den allermeisten seiner direkten „Konkurrenten“ aus den Regalen anderer Hersteller abhebt. Das Material ist deutlich weniger weich als z.B. bei einem New Balance Rebel oder einem Mizuno Neo Zen. Auf den ersten Metern war das im Test etwas ungewohnt, schließlich kennen unsere Läufer-Füße im Jahr 2025 hauptsächlich sehr weiche und ultra-komfortable Arbeitsgeräte. Aber sehr schnell wurde klar: Das festere, dadurch auch stabilere, Material des Nordlite Tempo ist eine mehr als willkommene Abwechslung. Genügend „Bounce“ und Reaktivität bringt uns die Mittelsohle nämlich allemal mehr als ausreichend.
Nun noch zu einem der klaren Kritikpunkte am Nordlite Tempo: Die Außensohle, welche Craft als „HyperGrip“-Sohle bezeichnet und welche laut Herstellerangaben, wie die Sohlen bei vielen anderen Craft-Schuhen, in Zusammenarbeit mit dem italienischen Reifenhersteller Vittoria entwickelt wurde. Schon der erste Eindruck beim Auspacken des Schuhs aus dem Karton stimmte mich etwas skeptisch, denn die Sohle sah erstens sehr „glatt“ aus und fühlte sich auch genauso an. Klar, wir sprechen hier von einem reinen Straßenschuh, aber sobald der Asphalt bei den Testläufen entweder leicht feucht oder gar nass war, wurde das Laufen zu einer Rutschpartie. Bei jedem Aufsetzen des Fußes rutschte man gefühlt wieder einen halben Schritt rückwärts. Traktion und griffiges, stabiles, Fortbewegen: Fehlanzeige. Abseits der Straße, selbst bei komplett trockenen Verhältnissen, leider die selbe Erkenntnis: Viel zu wenig Grip, in Folge dessen sehr unsicheres und instabiles Laufgefühl. Fazit: Im Bereich der Außensohle hat Craft, wie z.B. auch beim Trail-Modell „Xplor“, welches wir im vergangenen Winter testen durften, schon einiges an Optimierungs-Spielraum.
Laufgefühl
Als erstes hier direkt einmal die Referenz zum vorigen Abschnitt „Dämpfung und Grip“. Dort sind schon viele der Aspekte, die in punkto „Laufgefühl“ ebenfalls erwähnenswert sind, mit integriert. Aufgrund der, für einen Straßenlaufschuh aus dem Modelljahr 2025, vergleichsweise harten bzw. festen Mittelsohle, bedarf es eventuell durchaus einer gewissen Eingewöhnungszeit, bis man sich an die Arbeitsweise des Schuhs und das Feedback aus der Sohle gewöhnt hat. Auf den ersten Testkilometern entstand bei mir persönlich aber direkt die rundum positiver Erkenntnis, dass der der Nordlite Tempo, durch seine „weniger weiche“ Sohle, eine willkommene Abwechslung bietet und damit einhergehend eine sehr valide Erweiterung einer Laufschuh-Rotation darstellen kann. Die Varianz des Schuhs in Sachen „Reichweite“ war ebenfalls überzeugend. Man kann mit dem Nordlite Tempo sowohl kürzere, intensivere, Einheiten mit Intervallen oder Tempo-Spitzen, als auch lange Grundlagenläufe in gleichmäßigem Tempo absolvieren. In den verschiedenen Trainings-Kategorien haben mich vor allem die sehr gute Stabilität, vor allem bedingt durch die festere Zwischensohle, und die breite Einsatz-Varianz überzeugt.
Craft Nordlite Tempo - KEYFACTS
Gewicht: 203 g – Damen | 274 g – Männer (Mustergröße)
Sprengung: 6 mm (40 – 34 mm)
Kategorie: Tempo Trainer
Marke: Craft
Preis: 170 €
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Fazit zum Craft Nordlite Tempo
In Sachen „Bequemlichkeit“ des Obermaterials und Grip auf der Außensohle besteht definitiv noch viel Luft nach oben, aber in der Gesamtbetrachtung hat Craft mit der ersten Auflage des Nordlite Tempo bereits einen sehr soliden Allrounder auf den Markt gebracht. Vor allem für Läufer, die für ihre Rotation einen Trainings-Schuh, mit einer zur Abwechslung mal wieder etwas weniger weicher Zwischensohle, suchen, lohnt sich ein Blick auf das Modell. Der Nordlite Tempo ist sehr vielseitig einsetzbar und von kann von Intervalleinheiten bis zum langen Grundlagenlauf alles abdecken. Den Preis von 170,- € sehe ich daher als ziemlich passend, denn wir befinden uns im aktuell marktüblichen Preisniveau für diese Schuhkategorie.
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Der Nordlite Tempo wurde uns von Craft kostenfrei zur Verfügung gestellt, dies hatte keinen Einfluss auf den Inhalt des Artikels.
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