Am vergangenen Wochenende fand der legendäre „Western States Endurance Run“ (kurz „WSER 100“ in der kalifornischen Sierra Nevada zum 52. Mal statt. Der WSER 100 ist eines, und nach dem UTMB World Final in Chamonix, vielleicht sogar das wichtigste und bedeutsamste 100-Meilen Rennen in der Trailrunning-Welt. Die besten Trailläufer der Welt messen sich über die Distanz von umgerechnet 161,2 Kilometern, auf dem Spiel stehen der prestigeträchtige Tagessieg und auch die Vergabe von UTMB-Punkten für die schnellsten Frauen und Männer. Die Materialfrage ist damit grundlegend schnell geklärt: Es braucht einen möglichst vielseitigen Schuh für’s Gelände, um bei diesem Rennen überhaupt ins Ziel zu kommen oder gar eine Rolle bei der Vergabe der vorderen Platzierungen spielen zu können.
Status Quo Trail-Racer im Jahr 2025
Im Allgemeinen gibt es bei den Schuhen des Segments „Trail-Racing“ aktuell zwei herausragende Entwicklungsstränge. Die Hersteller haben die Carbon-Technologie von der Straße ins Gelände transferiert und die Platte zum Zweck eines stabilisierenden Hebels inzwischen auch in einem großen Teil der Trail-Racer implementiert. Zum anderen, auch hier kann man gerne wieder eine Adaptation von der Straße herleiten, geht der Trend auch bei den Trailrunning-Schuhen mehr und mehr in Richtung einer möglichst ausgewogenen, sprichwörtlich maximalen, Dämpfung mit einer markant hoch aufgebauten Zwischensohle.
Ein signifikanter Unterschied zu den Wettkampfschuhen für die Straße sei noch ergänzt: Für Trailrunning-Wettkämpfe gibt es (aktuell) deutlich weniger Limitationen bzw. Regularien in Bezug auf die Bauart der Laufschuhe. So z.B. bei der maximalen Höhe der Zwischensohle, die auf der Straße (z.B. im klassischen Marathon) maximal 40mm betragen darf. Im Trailrunning dürfen auch Schuhe, deren Sohle höher als 40mm ist, von den Elite-Trail-Athleten im Wettkampf getragen werden.
Die Schuhwahl beim WSER 100
Beim WSER 100 gehen die Athleten in absoluter Top-Form an den Start und bringen natürlich auch ihr bestmöglich verfügbares Material mit an die Startlinie. Die meisten internationalen Top-Trailläufer sind, bis auf wenige Ausnahmen, wie ihre Kollegen von Straße und Bahnlauf, inzwischen mit festen Sponsoring-Verträgen an eine Schuh-Marke gebunden.
Wir haben den Topstars der Trailrunning-Szene beim WSER 100 mal ganz genau auf die Füße geschaut und hier in einer Übersicht zusammengestellt, mit welchen Schuh-Modellen die Top 10 Finisher bei Frauen und Männern unterwegs gewesen sind, aber seht einfach selbst:
Top 11 Männer
- Caleb Olson (USA): Nike Ultrafly 2 (Prototyp, noch nicht auf dem Markt)
- Chris Myers (USA): Brooks Cascadia Elite (noch nicht auf dem Markt)
- Kilian Jornet (ESP): Nnormal Kjerag 02
- Jeff Mogavero (USA): On CloudUltra Pro
- Dan Jones (NZL): Adidas Terrex Agravic Speed Ultra
- Seth Ruhling (USA): The North Face Vectiv Enduris 4
- Ryan Montgomery (USA): Norda 005
- Hans Troyer (USA): Altra Mont Blanc Carbon / Altra Vanish Carbon 2 (evtl. Wechsel unterwegs)
- Peter Frano (SVK): Scarpa (noch nicht näher bekannter Prototyp, noch nicht auf dem Markt)
- Kai Hiroki (JPN): Adidas Terrex Agravic Speed Ultra
- Hannes Namberger (AUT): Dynafit Ultra DNA
Top 10 Frauen
- Abby Hall (USA): Adidas Terrex Agravic Speed Ultra
- Fuzhao Xiang (CHN): Hoka Mafate X (Teil 1) / Hoka Rocket X Trail (Teil 2, noch nicht auf dem Markt)
- Marianne Hogan (CAN): Salomon S/Lab Pulsar
- Ida Nilsson (SWE): Craft Kype Trail (Prototyp)
- Fiona Pascall (GBR): Salomon S/Lab Ultra
- Hau Ha (VNM): Kailas Fuga EX PRO Mountain Running Shoes
- Hannah Allgood (USA): Adidas Terrex Agravic Speed Ultra
- Caitlin Fielder (NZL): Adidas Terrex Agravic Speed Ultra
- Keely Henninger (USA): Nike Pegasus Trail
- Emily Hawgood (ZIM): Adidas Terrex Agravic Speed Ultra
Fazit
Das deutlich freiere Regelwerk im Bezug auf die Konzeption der Schuhe (im Vergleich zur Straße) ist in einem ohnehin sehr dynamischen und Innovations-getriebenen Entwicklungszeitalter natürlich eine herzliche Einladung an die Schuh-Hersteller, ihr volles Potenzial auf den Tisch zu legen und den Athleten ein möglichst konkurrenzfähiges für die 100 Meilen durch die Sierra Nevada hinzustellen. Die Palette geht von „bekannten Namen“, wie vor allem dem Agravic Speed Ultra von Adidas, bis hin zu Prototypen bzw. noch nicht im freien Handel verfügbaren Schuhen. Wir sind gespannt, wie sich das rasante Karussell in der Trailschuh-Entwicklung weiterdreht. Eventuell werden im Zuge der UTMB World Finals Ende August in Chamonix bereits weitere neue Modelle an den Füßen der Top-Athleten zu sichten sein. Wir halten euch natürlich im Zuge der regulären Schuh-Reviews sowie einzelne spezielle Event-Berichte stets auf dem Laufenden.
Bilder: WSER / HYANG
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