Mit dem Neo Vista 2 bringt Mizuno das Update eines der spannendsten Trainingsschuhe des letzten Jahres auf den Markt. Der Schuh setzt auf Komfort, moderne Dämpfung und ein sportliches Design und soll laut Mizuno für alles geeignet sein: vom lockeren Dauerlauf bis hin zu flotten Tempi. Doch kann er wirklich den Spagat zwischen Daily Trainer und Race-Alternative meistern?

Die NEO-Serie ist Mizunos Antwort auf die Kategorie der Supertrainer. Während Modelle wie der Rebellion Pro oder Flash auf maximale Geschwindigkeit ausgelegt sind, spricht der Neo Vista eine breitere Zielgruppe an. Er soll Komfort mit Dynamik verbinden, ist alltagstauglich im Training, hat aber genug Power für schnellere Einheiten. Auffällig ist vor allem der moderne Aufbau: ein Knit-Upper mit sockenähnlichem Sitz, zwei Schichten Enerzy-Dämpfung und eine geschwungene Rocker-Geometrie. Für Stabilität sorgt eine flexible Nylonplatte. Das Gewicht beträgt 261 g, die Sprengung 8 mm und die Fersenhöhe 45 mm. Preislich bleibt der Vista mit 180 € stabil im oberen Segment.

Das Knit-Upper bleibt das Herzstück des Designs. Es sitzt wie eine Socke am Fuß und bietet dabei ausreichend Halt. Verschiedene Zonen im Material sorgen für gezielte Unterstützung, besonders im Mittelfuß- und Fersenbereich. Neu ist die optimierte Fersenpartie, die sicherer und komfortabler sitzt, ohne unnötige Polster. Lediglich unter der Schnürung gibt es eine kleine Verstärkung gegen Druckstellen. Die Atmungsaktivität ist für die Schuhkategorie absolut in Ordnung, wenn auch nicht auf Top-Level. Auffällig ist die recht großzügige Passform – typisch Mizuno. Besonders Läufer mit flachen oder schmalen Füßen sollten eine halbe bis ganze Nummer kleiner wählen. Das Knit lässt sich zwar gut anpassen, zu viel Spiel im Vorfuß schmälert jedoch das Laufgefühl deutlich.

Mizuno kombiniert zwei unterschiedliche Dämpfungsschichten. Oben kommt der neue Enerzy-NXT-Schaum zum Einsatz, ein mit Stickstoff infundierter TPU-Blend mit höherer Rebound-Eigenschaft. Im Vorfuß wurde diese Schicht nun verstärkt, was zu mehr Energie beim Abdruck führt. Darunter liegt ein EVA-basierter Enerzy-Schaum, der für Stabilität und Haltbarkeit sorgt. Im Mittelfußbereich wurde sie durch eine zusätzliche Verbindung stabilisiert. In der Mittelsohle ist außerdem eine flexible Nylon-Fiberglas-Platte integriert, die sich der Abrollbewegung gut anpasst. Dadurch läuft sich der Schuh nicht zu steif, was bei der hohen Bauweise sonst schnell zum Problem werden kann. Die Außensohle ist griffig und haltbar. Alles wirkt durchdacht und genau an den Stellen verbessert, die beim Vorgängermodell noch kleine Defizite waren.

Laufgefühl

Im moderaten Training macht der Neo Vista 2 richtig Spaß. Die Dämpfung ist weich, aber kontrolliert, nicht schwammig, sondern dynamisch abgestimmt. Besonders bei längeren Läufen vermittelt er ein angenehmes, stabiles Gefühl mit sanftem Rebound. Bei schnellerem Tempo wird es differenzierter. Bis zu einem Tempo von etwa 4:15 min/km funktioniert der Schuh gut. Will man aber auf Schwellentempo oder darunter (z. B. unter 4:00 min/km) laufen, fehlt es ihm etwas an Explosivität. Das liegt vor allem an der weichen Mittelsohle, die dann etwas nachgibt. Wer schwerer ist oder einen direkteren Abdruck benötigt, wird dies bemerken. Für echte Race-Power reicht es nicht ganz. Im Vergleich zu Modellen wie dem Asics Superblast fehlt ihm ein bisschen der Punch. Trotzdem kann der Neo Vista 2 für viele Läufer:innen ein idealer Schuh für die meisten Distanzen sein, egal ob 10 km oder Marathontraining.

Mizuno hat mit dem Neo Vista 2 ein gelungenes Update herausgebracht: Das Knit-Upper wurde sinnvoll verbessert und die Mittelsohle feiner abgestimmt. Wer einen bequemen und vielseitigen Schuh für das tägliche Training sucht, erhält mit diesem Modell ein starkes Gesamtpaket. Die Limitierung liegt klar im oberen Tempobereich. Wer regelmäßig an der Schwelle oder darunter läuft, wird hier nicht die Aggressivität eines Carbonracers finden, auch wenn das Marketing in diese Richtung geht. Dafür überzeugt der Schuh mit hohem Komfort, einem ausgewogenen Laufgefühl und einer gelungenen Mischung aus Stabilität und Flexibilität.