Die Apple Watch hat sich in den letzten Jahren als fester Bestandteil vieler Sportlerinnen und Sportler etabliert – sowohl im Alltag als auch im Training. Mit der Apple Watch Ultra 2 und der Series 10 stehen zwei Modelle zur Auswahl, die auf den ersten Blick ähnliche Funktionen bieten, sich aber in wichtigen Details unterscheiden. Während die Ultra 2 über eine längere Akkulaufzeit, ein robusteres Gehäuse und erweiterte Sensoren verfügt, bleibt die Series 10 eine schlanke, alltagstaugliche Alternative für Sportler, die eine leichtere und kompaktere Lösung bevorzugen.
Doch wie schlagen sich die beiden Modelle im Lauftraining? In diesem Test stehen die GPS-Genauigkeit, die Herzfrequenzmessung, die Tracking-Funktionen und der allgemeine Nutzen für Läuferinnen und Läufer im Vordergrund. Wer eine zuverlässige Smartwatch fürs Training sucht, sollte genau hinschauen – denn je nach Einsatzzweck kann eine der beiden Uhren besser geeignet sein.
Die technischen Daten im Überblick
Ein Blick auf die Spezifikationen zeigt schnell, wo sich die Ultra 2 von der Series 10 unterscheidet: robustere Bauweise, längere Akkulaufzeit, präzisere Sensoren – allerdings zu einem deutlich höheren Preis.
Feature |
Apple Watch Ultra 2 |
Apple Watch Series 10 |
Display |
49 mm Always-On Retina LTPO2 OLED, mit bis zu 3.000 Nits |
41 mm / 45 mm Always-On Retina LTPO3 OLED, mit bis zu 2.000 Nits |
Gehäusematerial |
Titan, Saphirglas |
Aluminium oder Edelstahl, Ion-X-Glas (Alu), Saphirglas (Edelstahl) |
Akkulaufzeit |
Bis zu 36 Stunden (72 Stunden im Stromsparmodus) |
Bis zu 18 Stunden (36 Stunden im Stromsparmodus) |
GPS |
Dual-Frequency (L1 + L5) |
Single-Frequency (L1) |
Höhenmesser |
Präzisionsbarometer |
Standard-Barometer |
Wasserfestigkeit |
100m (WR100, Tauchtauglichkeit bis 40m) |
50m (WR50) |
Gewicht |
61,4 g |
32 g (41 mm) / 39 g (45 mm) |
Preis |
ab 899 € |
ab 449 € |
Erfahrungen aus dem Alltag: Komfort, Bedienung & Ausstattung
- Tragekomfort und Größe – Beide Uhren sind angenehm zu tragen, vor allem mit den Sportarmbändern von Apple – das Trail Loop der Ultra 2 und das Sport Loop der Series 10 bieten einen hohen Tragekomfort. Für Läuferinnen und Läufer mit schmaleren Handgelenken könnte die Ultra 2 allerdings zu groß sein. Die Series 10 gibt es in zwei Größen (41 mm und 45 mm), während die Ultra nur in 49 mm erhältlich ist.
- Anzeige & Ablesbarkeit – Das LTPO OLED-Display beider Modelle ist auch bei direkter Sonneneinstrahlung sehr gut ablesbar. Selbst bei minimaler Helligkeit bleibt es kontrastreich, was besonders bei langen Läufen von Vorteil ist. Das Always-On-Display kostet natürlich Akkulaufzeit, bietet aber im Training klare Vorteile, da man die Werte ohne Handbewegung ablesen kann.
- Akkulaufzeit – Die Ultra 2 übertrifft die Series 10 deutlich. Ohne Stromsparmodus sind drei Tage ohne Aufladen realistisch – mit GPS-Tracking reduziert sich dies auf etwa 20-24 Stunden. Die Series 10 kommt im Normalmodus auf 1,5 Tage, muss also öfter ans Ladekabel. Praktisch ist bei beiden Modellen die Schnellladefunktion – eine kurze Ladepause unter der Dusche reicht oft aus, um wieder genügend Akkukapazität für eine Trainingseinheit zu haben.
- Benachrichtigungen und Smartwatch-Funktionen – Die Integration in das Apple-Ökosystem ist nach wie vor unübertroffen. Beide Uhren ermöglichen Nachrichten, Anrufe und Siri-Befehle, ohne das iPhone in die Hand nehmen zu müssen. Gerade im Alltag erleichtert das viele Dinge – sei es das Starten eines Timers oder die Steuerung von Smart-Home-Geräten.
Lauftracking: Genauigkeit von GPS, Barometer und Herzfrequenzmessung im Test
Für eine objektive Beurteilung der Trackingqualität habe ich die Apple Watch Ultra 2 und die Apple Watch Series 10 parallel mit der Coros Pace Pro getestet. Zusätzlich wurden externe Sensoren verwendet, um GPS-Genauigkeit, Höhenmessung und Herzfrequenzmessung zu vergleichen.
GPS-Genauigkeit & Streckenaufzeichnung
Beide Uhren erfassen die GPS-Daten zuverlässig und ohne Aussetzer, sowohl in der Stadt als auch auf Trails. In bebauter Umgebung zeigt die Ultra 2 gelegentlich leichte Vorteile, da sie das Signal etwas stabiler hält. Vor allem auf der Piste überzeugen beide Modelle mit hoher Genauigkeit, unterstützt durch den Track-Modus. Es gab keine Aussetzer und die Messwerte waren immer genau. Auf Trails kommt es gelegentlich vor, dass die Aufzeichnung etwas neben dem eigentlichen Weg verläuft – meist etwa 1-2 Meter daneben. Dies ist jedoch akzeptabel und beeinflusst die Gesamtstrecke nur minimal.
Höhenmessung & Barometer
Die Ultra 2 bietet eine präzise Höhenmessung, die sich in meinen Tests als sehr zuverlässig erwies. Hier gab es auch bei vielen weiteren Einheiten keinerlei Probleme. Phasenweise war die Ultra 2 genauer als die Coros Pace Pro.
Herzfrequenz-Messung am Handgelenk
Für diesen Test habe ich die Apple Watch Ultra 2 und Series 10 mit einem Garmin HRM Pro Brustgurt und mit dem Coros HRM verglichen.
Intervalltraining (16 x 400 m auf der Bahn) – Die Apple Watch Series 10 liefert gundsetzlich für eine eine optische Messung ordentliche Werte, allerdings mit leichten Verzögerungen bei den Spitzenwerten. In den Belastungsspitzen gab es Abweichungen von bis zu 10 Schlägen im Vergleich zum Brustgurt. Am Ende gab es sehr starken Anstieg in der Messung, was bei mir aber nur einmal vor kam.
Intervalltrainig (20 x 200 m auf der Bahn) Die Ultra 2 schnitt besser ab als die Series 10. Vor allem bei schnellen Tempowechseln lieferte sie stabilere Werte. Trotzdem bleiben Brust- oder Oberarmgurt die zuverlässigere Lösung für genaue Herzfrequenzdaten.
Konnektivität & Integration mit Lauf-Apps und Auswertung der Laufdaten.
Die Apple Watch Ultra 2 und Series 10 lassen sich problemlos mit einer Vielzahl von Lauf- und Fitness-Apps synchronisieren. Daten können automatisch mit Strava, TrainingPeaks, Apple Fitness+ und anderen Apps von Drittanbietern geteilt werden. Besonders praktisch ist, dass alle Trainingseinheiten direkt in der Apple Health App gespeichert werden, was eine langfristige Analyse der Aktivitäts- und Gesundheitsdaten ermöglicht.
Datenexport & Analyse: Wie gut lassen sich die Laufdaten weiterverarbeiten?
Apple bietet in der Fitness-App eine solide Basisauswertung der Trainingseinheiten an. Neben den klassischen Metriken wie Pace, Zeit, Distanz, Herzfrequenz und Höhenmeter gibt es nun auch die Darstellung der Trainingsbelastung. Dieser neue Bereich analysiert, wie sich die Belastung über Tage und Wochen entwickelt. Eine interessante Ergänzung ist die subjektive Trainingsbelastungsskala (1-10), die man nach jeder Einheit selbst eintragen kann. Wer tiefer gehende Analysen wünscht, stößt allerdings schnell an Grenzen. Vergleichsmöglichkeiten über längere Zeiträume, detaillierte Splits und physiologische Werte wie VO2max sind zwar vorhanden, aber nicht so umfangreich aufbereitet wie bei spezialisierten Plattformen. Strava, TrainingPeaks oder HealthFit sind daher für ambitionierte Läuferinnen und Läufer empfehlenswerte Alternativen, da sie erweiterte Auswertungsmöglichkeiten bieten.
Bluetooth & Zubehör: Brustgurte, Laufsensoren & andere Wearables
Die Kopplung externer Sensoren funktioniert bei beiden Modellen problemlos. Brustgurte wie der Garmin HRM Pro oder der Coros HRM lassen sich schnell und ohne Verbindungsabbrüche integrieren. Einmal gekoppelt, erfolgt die Aufzeichnung zuverlässig und ohne Verzögerung. Auch Schuhpods wie der Stryd Footpod können angeschlossen werden und ermöglichen eine genauere Messung von Geschwindigkeit, Schrittfrequenz und Leistung. Der Ultra 2 kann auch mehrere externe Sensoren gleichzeitig koppeln, wodurch er sich für eine Vielzahl von Anwendungen eignet.
Unterschiede in der App-Darstellung: Apple Fitness vs. Drittanbieter-Apps
Die Apple Fitness App bietet eine übersichtliche, aber eher einfache Darstellung der erfassten Daten. Wichtige Kennzahlen sind sofort ersichtlich, detaillierte Statistiken über längere Zeiträume fehlen jedoch. Eine interessante Neuerung in watchOS 11 ist die verbesserte Darstellung der Trainingsbelastung in Kombination mit Vitalwerten. Apple verknüpft hier erstmals Gesundheitswerte wie Ruheherzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität und Temperatur am Handgelenk mit den Trainingseinheiten. Dies ermöglicht eine grobe Einsbchätzung der Erholung und der aktuellen Form. Wer eine detailliertere Analyse wünscht, sollte Apps wie Strava, HealthFit oder Intervals Pro in Betracht ziehen. Diese ermöglichen Langzeitvergleiche, individuelle Trainingspläne und detailliertere physiologische Daten.
Trainingsplanung und strukturierte Trainingseinheiten
Apple hat mit watchOS 11 einige neue Funktionen für die Trainingssteuerung eingeführt. Vitalwerte und Trainingsbelastung werden nun besser visualisiert und die Öffnung zu Drittplattformen wie TrainingPeaks macht strukturierte Workouts leichter zugänglich.
- Individuelle Trainings erstellen – Ein großes Manko bleibt jedoch: Eigene Trainings können nur direkt auf der Uhr erstellt werden. Eine Planung am iPhone oder Mac ist nach wie vor nicht möglich. Zudem gibt es keine Option für komplexe Intervallkombinationen, wie sie beispielsweise bei Garmin oder Coros problemlos umsetzbar sind. Apple erlaubt derzeit nur einfache Trainingseinheiten mit wiederholten Intervallen, aber keine verschachtelten Kombinationen (z.B. 8x400m mit wechselnder Erholung). Das ist schade, denn gerade ambitionierte Läuferinnen und Läufer würden von einer flexibleren Trainingsgestaltung profitieren.
- Navigation & Streckenplanung – Eine weitere Einschränkung zeigt sich bei der Routenplanung. Während Garmin, Coros und Polar eine komplette Routenplanung über ihre Plattformen ermöglichen, kann die Apple Watch nur bereits gelaufene Routen abspielen. Neue Routen können nicht direkt in Apple Fitness erstellt werden. Natürlich gibt es Apps von Drittanbietern wie Komoot oder WorkOutDoors, die diese Funktion ergänzen. Allerdings sind externe Apps meist nicht so tief in das System integriert und anfälliger für Verbindungsprobleme.
- Personalisierung & Trainingszonen – Ein positiver Schritt ist die Möglichkeit, eigene Herzfrequenz- und Pace-Zonen zu definieren. Dies erleichtert die Steuerung von Intervall- und Longruns und zeigt, dass sich Apple mehr in Richtung ambitionierter Läufer bewegt.
Fazit: Wo stehen die Apple Watch Ultra 2 und Series 10 im Vergleich zu klassischen Sportuhren?
Die Apple Watch hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und bietet vielfältige Funktionen für Sportler. Gerade für Läuferinnen und Läufer, die eine Kombination aus Smartwatch und Sportuhr suchen, gibt es kaum eine bessere Alternative.
Ultra 2 oder Series 10?
- Die Apple Watch Ultra 2 punktet mit längerer Akkulaufzeit, präziserem GPS und besseren Sensoren. Wer längere Läufe, Trailrunning oder Abenteuer abseits der Straße plant, sollte zur Ultra greifen.
- Die Apple Watch Series 10 bietet eine ähnlich gute Leistung, aber eine kürzere Akkulaufzeit. Für den Alltag, kürzere Läufe oder den generellen Einsatz als Smartwatch ist sie vollkommen ausreichend.
Apple Watch oder klassische Laufuhr?
Im Vergleich zu Garmin, Coros oder Polar fehlen tiefergehende Analysen, Routenplanung und erweiterte Trainingsfunktionen. Wer eine detaillierte Trainingssteuerung, echte Navigationsfunktionen und eine Akkulaufzeit von mehreren Monaten benötigt, ist mit einer klassischen Sportuhr besser bedient. Dennoch bleibt die Apple Watch eine der besten Hybridlösungen, insbesondere für Läuferinnen und Läufer, die eine Smartwatch mit starkem Sportfokus suchen. Mit den jüngsten Software-Updates bewegt sich Apple langsam auf ambitionierte Läufer zu – bleibt aber in einigen Bereichen hinter reinen Sportuhren zurück.
Apple hat uns die beiden Uhren leihweise zur Verfügung gestellt, dies hatte keinen Einfluss auf den Inhalt des Artikels.
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