Ihr sucht einen komfortablen Trail-Laufschuh für ganz lange Ausflüge ins Gelände bis hin zu den Ultra-Distanzen, der viel Platz für den Fuß und vor allem für die Zehen bietet, und der dazu auch das nötige Dämpfungslevel mitbringt? Dann dürfte der Altra Olympus 275, der mit der herstellertypischen Null Sprengung ausgestattet ist, zumindest einmal ein interessanter Kandidat für euer Radar sein. Was den Schuh besonders macht und wie er in der Praxis auf den Trails funktioniert, haben wir für euch getestet und im folgenden Review zusammengefasst.

Im Modell Olympus 275 möchte Altra das Kernelement – maximaler Komfort – mit den bekannten und bewährten Spezialeigenschaften seiner Schuhe kombinieren. Der Schuh hat eine, für Altra-Referenzen, vergleichsweise hohe Stapelhöhe von 33 mm, sowohl in der Ferse als auch im Vorfußbereich. Ergo: Keine Sprengung. Die markant breite Zehenbox darf natürlich auch nicht fehlen. Wir blicken hier im Allgemeinen auf einen Trail-Laufschuh, der in erster  Linie vor allem auf Zuverlässigkeit sowie Konsistenz für lange Belastungen im Gelände konzipiert wurde und eher weniger auf Speed oder All-Out-Racing. Das Gesamtgewicht von ca. 340 Gramm in der Männer-Mustergröße unterstreicht dies entsprechend. Die UVP des Olympus 275 liegt bei 195 €.

Beim Blick auf die Gestaltung des Uppers finden wir eine spannende Kombination aus Robustheit und Tragekomfort. Das den Fuß umschließende Mesh ist mit Kevlar-Material verstärkt. Diese Mixtur soll dem Obermaterial einen zusätzlichen Schutz gegen Gestrüpp, Steine, etc. verleihen und dieses noch resistenter machen. Mein Eindruck vom Tragegefühl war bei den Testläufen durchweg positiv. Die Kevlar-Komponente lässt das Obermaterial weder zu steif werden noch kam es zu unangenehmen Druckstellen oder dergleichen. Im vorderen Bereich rund um die Zehenbox ist das Material nochmal zusätzlich verstärkt, um die Zehen nach außen hin, und das Material vor Einflüssen von außen zu schützen.

Die Fersenkappe ist im Stile einer Gamasche etwas höher gezogen und geht bis an den Knöchel heran. Mein Testeindruck hierzu: Man spürt zwar eindeutig, dass die Knöchel etwas fester eingepackt sind, in der Praxis konnte ich durch die höhere Bauart der Fersenpartie allerdings keinen großen Mehrwert in Sachen Stabilität feststellen. Die typisch markante Altra-Passform mit der breiten Zehenbox, welche vor allem Freiraum für das für den Vortrieb beim Laufen maßgebliche Großzehen-Grundgelenk schaffen soll, finden wir auch beim Olympus 275. Also keine Sorge, auch breite Füße finden ausreichend Platz im Schuh.

In der Zwischensohle setzt Altra auf beim Olympus 275 auf eine klassische EVA-Mischung. Das Dämpfungslevel im Allgemeinen habe ich bei den Testläufen, auch bei längeren Ausflügen ins Gelände, als solide und ausreichend empfunden. Für ein Modell aus dem Altra-Schuhregal sind die 33 mm an Stapelhöhe im oberen Bereich anzusiedeln. Allerdings würde ich bei Altra’s hauseigener Beschreibung, der Schaum sei sehr leicht und reaktionsfreudig, nicht ganz mitgehen. Vor allem auf festeren Untergründen, z.B. Schotter, Beton oder gar Asphalt, gibt der Schuh kaum Rebound und läuft sich eher etwas steif sowie schwerfällig.

Beim Blick auf die Außensohle gibt es hingegen wenig zu kritisieren. Altra arbeitet mit einer Vibram-Megagrip, welche viele kleine aber griffige Noppen- bzw. Stollenelemente über den gesamten Sohlenbereich integriert hat. Grip und Traktion sind bei unseren Tests sowohl auf der Straße als auch im Gelände, auch bei Nässe, auf einem konstant hohen Niveau gewesen.

In der Praxis haben mich vor allem die, wie bei Altra-Modellen allgemein bekannt, komfortable Passform des Olympus 275 sowie das hohe Level an Stabilität positiv überzeugt. Man kann mit dem Schuh einfach unaufgeregt raus ins Gelände und dort Stück für Stück die Kilometer sammeln. Ich konnte, hochalpin ausgenommen denn da haben wir hierzulande bekanntermaßen eher wenig vor der Haustür, kein Terrain finden auf welchem der Schuh nicht funktioniert und man nicht solide und zuverlässig die Kilometer abspulen kann. Für die ein oder andere Tempospitze oder gerne auch Beschleunigung im Uphill fehlt dem Schuh allerdings aus meiner Sicht ziemlich deutlich die Dynamik und der Olympus 275 wirkt in diesen Situationen doch sehr klobig und schwerfällig.

Durch die nicht vorhandene Sprengung findet der Fußaufsatz im Grunde automatisch etwas weiter vorne statt, als bei den allermeisten anderen, mit einer gewissen Sprengung ausgestatteten Laufschuhen. Ich persönlich empfinde den konträren Ansatz bei den Altra-Schuhen grundsätzlich als sehr angenehm, da ein etwas aktiveres Abrollgefühl entsteht. Allerdings sollten Läufer, die noch nie mit Altra oder einem von der Sohlengeometrie her vergleichbaren Schuh unterwegs waren, vorsichtig sein und sich langsam an die etwas andere Art des Laufens herantasten. Die stärkere Belastung der hinteren Kette, sprich vor allem Achillessehne, Ferse und Wade birgt ein durchaus erhöhtes Risiko für Überlastungen oder gar Verletzungen in diesen Bereichen.

Das Modell Altra Olympus 275 ist eine sehr spannende Option für alle, die einen robusten, stabilen und langlebigen Trailschuh suchen, der in allen Terrains zuverlässig funktioniert. Die Spezialgebiete sind nach unseren Testerkenntnissen vor allem die langen Distanzen, bei denen es am Ende mehr ums solide und beschwerdefreie Durchkommen geht, als um einzelne Sekunden. Für kürzere Renn-Distanzen im Gelände, wie z.B. einem schnellen Halbmarathon oder einem reinen Uphill-Race, fehlen dem Schuh ein stückweit die entscheidenden PS an Dynamik und Agilität. Aber, für Trail-Abenteuer in Richtung Marathon oder auch darüber hinaus, also auf der Ultra-Distanz, liefert der Olympus 275 ein sehr ansprechendes Gesamtpaket.