Ein Schuh für alle Fälle – Trailschuhe

In Kooperation mit Aktiv Laufen

Ein Schuh für alle Fälle – Trailschuhe

Trailschuhe sind dann gefragt, wenn Straßenschuhe an ihre Grenzen stoßen: Im Gelände, wenn die Natur die Bodenbeschaffenheit vorgibt. Eine Frage, die sich dabei besonders Neulinge stellen – was unterscheidet eigentlich einen Trail von einem Straßenschuh?

Dieser Artikel ist in Kooperation mit dem Laufmagazin aktiv Laufen in der Ausgabe 4/2018 erschienen. Die aktiv Laufen vermittelt den Lesern Spaß am Laufen. Erstklassige Beratung und jede Menge Tipps in Sachen Training, Outfit und Lauftechnik liefert das Team aus erfahrenen Läufern, Medizinern, Trainern und Journalisten alle zwei Monate. Weitere Informationen findest du unter www.aktiv-laufen.de.

Augen und Ohren auf. Trailschuhe sehen nicht nur anders aus, sie klingen sogar anders. Wer mit einem Trailschuh über Asphalt läuft, hört es – klack, klack, klack – die Hartgumminoppen des Profils erklingen, erinnern entfernt an einen Fußballer, der durch die Katakomben zum Spielfeld läuft. Die Geräuschkulisse dauert aber nur so lange, bis man auf natürlichen, nicht menschengemachten Boden trifft. Dann wird es nämlich leise, und man schleicht beinahe über die Trails, die Sohle verbindet sich mit dem Boden, spielt ihre Stärken aus und ist voll in ihrem Element, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Auswahl an guten Trailschuhen ist in den letzten Jahren rasant und qualitativ gewachsen. Viele Hersteller haben eine breite Palette an schnellen, robusten und komfortablen Trailschuhen im Sortiment. Doch wo unterscheiden sich die Modelle? Und besonders wichtig: Wie finde ich den Schuh, der zu mir passt? Zunächst sollte man sich im Klaren darüber sein, wo man die Trails unsicher machen möchte. Es ist schon ein entscheidender Unterschied, ob ich in flacherem Gelände oder im Gebirge unterwegs bin. Für all diese Untergründe oder auch Distanzen gibt es wichtige Eigenschaften, die Sie bei der Auswahl des Trailschuhs beachten sollten.

Das Obermaterial

Ganz klar, im Trailschuh sollten Sie sich wohl fühlen und dies am besten schon ab dem ersten Hineinschlüpfen. Ein entscheidender Aspekt ist hierbei das Obermaterial. Natürlich kommen zunächst Materialien zum Einsatz, die man auch von den verwandten Straßenmodellen kennt. Mit einem atmungsaktiven Mesh, was das Abrollverhalten nicht einschränkt, ist man grundlegend gut ausgestattet, mit nahtlosen und leichten Elementen umso mehr. Viele Hersteller rüsten ihre Modelle für ungemütliches Wetter sowie Winter mit einer GoreTex-Membran aus. Interessant sind dabei auch markenspezifische Obermaterialien. On setzt zum Beispiel bei seinem Cloudventure Peak auf ein Ripstope-Obermaterial, welches bis zu einem gewissen Grad die Füße trocken hält. Ein Mesh-Innenschuh gibt einen Zuschuss an Komfort und bietet viel Schutz vor störenden Fremdkörpern, die in den Trailschuh gelangen können. Ähnliche Varianten, bei denen die Schuhzunge komplett in den Upper integriert ist, lassen gar keinen Platz für Fremdkörper. Interessant sind dabei Varianten wie der Salomon XA Enduro, wo der Innenschuh zusätzlich bis über den Knöchel reicht.

Nike Zoom Wildhorse 3 GTX
Nike Zoom Wildhorse 3 mit GoreTex Obermaterial

Die Schnürung

In Kombination mit dem Obermaterial bekommt man mit Hilfe der Schnürung die optimale Passform. Neben der klassischen Variante mit Schnürsenkeln hat sich vor allem das Quicklace-System von Salomon bewährt. Mit dem Zipp-Verschluss lässt sich der Trailschuh einfach und vor allem schnell an die Füße anpassen, verstaut ist die Schnürung praktisch in der Zungenlasche. Ein vom Prinzip her ähnliches System erobert nach und nach die Laufschuhe: das BOA-System. Modelle von Adidas, Asics oder auch Dynafit sind schon mit dem neuen Trend ausgestattet. Der Vorteil ist so einfach wie genial, denn durch Zudrehen erhält man eine kompakte Passform, und mit einem Klick kann man diese wieder lösen. Schnelles Nachjustieren der Schnürung sowie Stolperfallen durch zu lange Schnürsenkel sind damit Geschichte. Falls der Trailschuh keine Möglichkeit bietet, um die Schnürsenkel zu verstauen, dann sollte darauf geachtet werden, dass sie nicht zu lang sind. So bleiben Sie nicht hängen, und Sie können sich bei Läufen auf die wichtigen Dinge konzentrieren.

On Cloudventure Peak
Der On Cloudventure Peak unterstützt eine klasse Passform

Die Protektion

Für genügend Schutz im Trailschuh sorgen Protektoren, die im gesamten Trailschuh verarbeitet sind. Diese sind meist klug im Design integriert und fallen einem erst beim detaillierten Betrachten auf. Beginnen wir mit der Zehenkappe an der Spitze des Trailschuhs. Die Zehenkappe bietet viel Schutz auf Trails, da es schnell passieren kann, dass man doch mal hängen bleibt. Dies hat mir schon oft, besonders bei steinigen Trails, schmerzliche Erfahrungen erspart. An den Seiten befinden sich verstärkte Elemente, die neben dem Fuß auch das Obermaterial schützen. Gerade wenn das Gelände rauer wird, leidet der Trailschuh dadurch nicht zu sehr. In einigen Modellen befinden sich Trittplatten in der Zwischensohle, welche vor durchdrückenden Steinen schützen, was sich besonders bei minimalistischen Schuhen im alpinen Gelände als mehr als hilfreich erweist. Beim Fresh Foam Hierro stattet New Balance den gesamten Trailschuh für einen Rundumschutz mit einer robusten gummierten Schicht aus, ohne dabei Einschränkungen im Abrollverhalten in Kauf nehmen zu müssen.

Scott Kinabalu
Der Scott Kinabalu bietet viel Schutz auf den Trails

Die Außenhohle

Ein wichtiges Element, was den Trailschuh entscheidend prägt, ist die Außensohle, die natürlich für genügend Grip auf den Trails sorgt. Variationen gibt es viele: Angefangen bei Sohlen, die einen angenehm über Asphaltpassagen laufen lassen, sogenannte Door-to-Trail-Außensohlen, bis hin zu aggressiveren Profilen, die einen sicher durch Schlamm bringen oder im alpinen Gelände Halt bieten. Besonders hier merkt man die rasche Entwicklung, die durch die Hersteller vorangetrieben wird, ob in Eigenentwicklung oder in Kooperationen mit Gummiherstellern. Hier stechen vor allem die Außensohlen von Vibram ins Auge. In Kooperation mit Hoka One OneMerrell oder auch New BalanceVibram Sohlen findet man unter vielen Trailschuhen. Diese haben sich bewährt und liefern auf nassen Untergründen und Felsen einen ausgezeichneten Grip. Auch Modelle von Adidas in Kooperation mit Continental können da mithalten. Jahrelange Entwicklungserfahrung besitzt auch Salomon mit der Contagrip-Außensohle. Wenn es dann mal im tiefsten Winter über Eis geht, dann sollte man sich Modelle von Icebug genauer anschauen, denn diese besitzen integrierte Spikes in der Außensohle, damit sind auch Läufe auf eisglatten Oberflächen kein Problem mehr. Allgemein sollte bei der Auswahl der Außensohle nicht übertrieben werden, denn schon oft habe ich eine Träne verdrückt, wenn ein Läufer mit einem Salomon Speedcross über den Asphalt gelaufen ist. Klar bleiben manchmal Asphaltpassagen nicht aus, jedoch ist der ausgezeichnete Grip nach einigen Kilometern in der Stadt wie wegradiert. 

Scarpa Spin
Scarpa Spin mit der Vibram Außensohle

Die Dämpfung

In Sachen Dämpfung gehen die Hersteller verschiedenen Konzepten nach. Der allgemeine Aufbau von Trailschuhen ist etwas flacher als bei den verwandten Modellen für die Straße. Jedoch findet man viele schnelle, direkte oder vollgedämpfte Schuhe für alle Distanzen. In Verbindung mit viel Dämpfung darf der Name Hoka One One nicht fehlen. Diese maximal gedämpften Varianten gewinnen immer mehr an Beliebtheit, besonders auf der Ultradistanz. Dennoch bleiben sie durch ihre geringe Sprengung sehr dynamisch und vermitteln noch ein Feedback des Untergrunds. In schnellen Trailschuhen, die für Wettkämpfe konzipiert sind, findet sich noch ein gutes Maß an Dämpfung, jedoch sollten diese mit Bedacht ausgewählt werden. Nicht jeder Läufer verfügt über die Athletik eines Kilian Jornet Burgada und kann über die Berge fliegen, dies sollte man bei der Auswahl des Schuhs im Hinterkopf behalten. Energierückgewinnung ist das aktuelle Thema für die Straße, und so finden sich diese bewährten Materialien auch immer mehr in den Trailschuhen wieder. Sauconys Everun oder Dynaflyte von Asics lassen einen so die Trails dynamisch meistern.

Hoka One One Speedgoat 2
Hoka One One Speedgoat 2 mit der markanten Zwischensohle

Aussicht

Was erwartet uns in der Zukunft? Zunächst muss man einen Blick auf die aktuellen Modelle werfen, und da kann man glücklicherweise auf ein breites und technisch sehr ausgereiftes Sortiment zurückgreifen, was vor einigen Jahren noch nicht der Fall war. Für jeden Läufer ist etwas dabei, ob gemütlich über den beliebten Home-Trail laufen oder fürs Ballern durch die Berge. Interessant ist es auch zu sehen, wie sich immer mehr Technologien in Trailschuhen wiederfinden, zum Beispiel die oben beschriebene BOA-Technik. Ich bin sehr gespannt, in welcher Form gestrickte Materialien wie Flyknit von Nike oder Individualisierungsmöglichkeiten in den Trailschuhen wieder auftauchen werden. Wir können also gespannt sein, aber bis dahin genießt die Läufe in der Natur, und vor allem erkundet diese im Laufschritt!

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